Faszientraining - Erfahren Sie mehr von Dr. med. Klaus Tinter
Die Lebendigkeit und Ansprechbarkeit faszialen Körpergewebes entdeckte Schleip, als er bei seinen Forschungen feststellte, dass Faszien sich bei Stress zusammenziehen. Dauerhafter Stress oder zu starke und ungünstige körperliche Belastungen führen dann zur Verhärtung und Verfilzung von Faszienzügen.
Warum ist das so?
Durch die Faszien fließen Lymphgefäße, die u.a. den Blutgerinnungsfaktor Fibrinogen transportieren. Durch Muskelverspannungen oder Bewegungsmangel kann es zu einem Lymphstau kommen, das Fibrinogen wird zu Fibrin, einem „Klebstoff“ abgebaut, der das umliegende Fasziengewebe verklebt. Das Resultat: Die betroffene Muskulatur verliert an Flexibilität und Bewegungsfähigkeit, es kommt zu Nervenquetschungen im verklebten Gewebebereiche und es drohen langfristig Verspannungen, Schmerzen oder auch chronischen Rückenbeschwerden.
Was kann man tun und wie trainiert man richtig?
Doch Faszien sind ansprechbar, beeinflussbar und trainierbar. Und mit den richtigen Methoden und gezieltem Training können wir unser fasziales Bindegewebe lebenslang stark und fit machen und unsere Beweglichkeit aufrecht erhalten, gerade wenn der Organismus älter wird und an Lebenskraft einbüßt.
Man verwendet 4 Trainingselemente:
- Federn / Rebound Elasticity – der Katapult-Mechanismus
- Dehnen / Fascial Stretch – das Dehnen langer Ketten
- Beleben / Fascial Release – Eigenbehandlung mit der Faszienrolle
- Spüren / die Körperwahrnehmung (= Proprizeption) verbessern
Die Trainingselemente sind hochwirksam und bescheren Ihnen ein geschmeidiges Bindegewebe.
Pro & Contra des Faszientraining?
Zur Anwendung der Faszienrollen gibt es kritische Stimmen, die vor einer übertriebenen Anwendung ohne ärztliche Anleitung warnen, insbesondere bei Menschen, deren Bindegewebe verletzungsanfällig sein könnte, oder Blutverdünnungsmittel notwendigerweise eingenommen werden müssen. Gelegentlich wird auch angezweifelt, ob deutliche entzündliche Verwachsungen im Bindegewebe durch Dehnungen oder Rollen-Gebrauch wirksam verändert werden können. Ferner wird postuliert, dass die Faszien bei gesunden Personen beim konventionellen Muskeltraining bereits optimal mit trainiert würden und daher kein spezifisches Training benötigten, es sei denn, dass ein Defizit im Bereich der Faszien vorliegt.
Während es zu den einzelnen vier Trainingselementen des Faszientrainings jeweils wissenschaftliche Studien zur klinischen Wirksamkeit gibt, ist dies bezüglich einer kombinierten Anwendung aller vier Komponenten bisher nicht der Fall. Auch die meisten aktuellen Befürworter der Methode stimmen zu, dass weitere Studien nötig sind, um die Wirkungen eines umfassenden Faszientrainings besser beurteilen zu können. Kritisiert wird der Trend, bei dem Faszien- anstatt Muskeltraining beworben wird, obwohl es als Ergänzung zu sehen ist.
Nehmen Sie sich aller 3 Tage etwas Zeit und rollen Sie ganz langsam die einzelnen Faszien ab, denn eine tolle Nebenwirkung ist, dass man durch das Rollen zur Ruhe kommt und wenn man es abends macht auch ein bisschen fester schläft.
Viel Freude beim Ausprobieren!
Ihr Dr. Klaus Tinter & sein Team